Diabetes mellitus

Zum Leben benötigen alle Zellen des menschlichen Körpers Energie, die sie aus den Bestandteilen der Nahrung gewinnen. Verdauungsenzyme spalten Eiweiß in Aminosäuren, Fett in Fettsäuren und Glycerin und Kohlenhydrate in Einfachzucker wie Glukose, Fruktose und Galaktose. 

Bei Diabetes mellitus (DM) spielt vor allem die Glucose eine Rolle. Diabetes mellitus ist auch bekannt als Zuckerkrankheit und bedeutet „honigsüßer Durchfluss“.

Im gesunden Stoffwechsel kommt es nach der Aufnahme von Nahrung zu einem starken Glukoseanstieg und somit zu einem Blutglukoseanstieg. Dadurch wird die Bauchspeicheldrüse angeregt und schüttet Insulin aus. Insulin bindet die Glukose, beides wird an die Rezeptoren der Zellwand gebunden und in die Zelle geschleust, wo die Glukose zur Energiegewinnung genutzt wird. Der Blutglukosespiegel ist wieder normal.  

Dieser Mechanismus läuft beim Diabetes mellitus anders ab. Glukose kann nicht in die Zellen aufgenommen werden, wodurch der Blutzuckerspiegel ansteigt. Wird dies nicht therapiert, kann der Betroffene in das sogenannte diabetische Komma (Ketoazidose) fallen.

In Deutschland sind 7-8 Millionen Menschen von Diabetes mellitus betroffen (10 % der Bevölkerung).

Die Einteilung des Diabetes mellitus gliedert sich wie folgt:

  • Typ-1-Diabetes mellitus
  • Typ-2-Diabetes mellitus

Sekundäre Diabetesformen:

  • nach einer Pankreaserkrankung
  • Hämochromatose
  • chronische Lebererkrankungen
  • Medikamenteninduzierter Diabetes mellitus (z.B. nach oder während einer Cortisontherapie)
  • Gestationsdiabetes (GDM)

Im Folgenden finden Sie einen kurzen Überblick über Diabetes mellitus Typ 1, Typ 2 und Gestationsdiabetes.

Diabetes mellitus Typ 1

Ca. 600.000 Menschen in Deutschland sind vom Typ 1 Diabetes betroffen. Er kann in jedem Lebensalter auftreten und manifestiert sich meist vor dem 35. Lebensjahr.

Die Entstehung liegt in einer genetischen Prädisposition, wobei die Insulin-produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse durch eine Fehlsteuerung des Immunsystems zerstört werden. Deshalb wird von einer Autoimmunerkrankung gesprochen. Bis lang sind die Mechanismen für diese Reaktion nicht bekannt.

Als Folge tritt ein absoluter Insulinmangel auf, wodurch Glukose nicht in die Zellen geschleust werden kann und im Blut verbleibt (Hyperglykämie).

Zu den Symptomen einer Hyperglykämie zählen:

  • starker Durst
  • große Urinmengen
  • krankhaft gesteigerter Appetit
  • Kraftlosigkeit

Arteriosklerose, Retinopathie (diabetisch bedingte Erblindung), Nephropathie (Niereninsuffizienz) und Neuropathie (Nervenschädigung -> Gangrän -> Fuß- und Beinamputationen aufgrund diabetischer Füße) zählen zu den Begleiterkrankungen bzw. Spätschäden des Diabetes mellitus Typ 1.

Bei der Therapie muss Insulin ersetzt werden. Dafür gibt es folgende Möglichkeiten:

  • Konventionelle Therapie (CT)
  • Intensivierte konventionelle Therapie (ICT)
  • Insulinpumpe

Welche Therapieform für Sie geeignet ist, wird Ihr behandelnder Arzt mit Ihnen absprechen.

Ziele einer Ernährungstherapie ist die Vermeidung von Folgeerkrankungen, Verbesserung der Lebensqualität, Beseitigung von Hypertonie und Vermeidung von akuten Komplikationen wie Hyperglykämie.

Informationen zur Ernährungsweise bei Diabetes mellitus Typ 1 können Sie dem Abschnitt Ernährung bei Diabetes entnehmen.

Diabetes mellitus Typ 2

Beim Diabetes mellitus Typ 2 wird die Dunkelziffer auf 2-3 Millionen, in Deutschland, geschätzt. 90 % der Betroffenen des Diabetes mellitus, sind Typ 2 Diabetiker. Die Zahl der Betroffenen steigt ständig. Bei den über 60 Jährigen ist etwa jeder 5. betroffen.

Diabetes Typ 2 zählt zur häufigsten und teuersten chronischen Erkrankung.

Früher wurde der Typ 2 auch als Altersdiabetes bezeichnet, da aber auch immer mehr junge Menschen daran leiden, wird dieser Begriff heut nicht mehr gebraucht.

Diese Form des Diabetes mellitus entsteht aufgrund einer genetischen Prädisposition, d.h. es handelt sich um eine angeborene oder erworbene Insulinresistenz. Dem Typ 2 Diabetes geht eine gestörte Glukosetoleranz voraus, die gut behandelbar, d.h. heilbar ist.

Nehmen Menschen mit einer Diabetes-Veranlagung an Gewicht zu, tritt Diabetes Typ 2 auf.

Schlanke Menschen mit einer vernünftigen und abwechslungsreichen Ernährung bleiben meist, trotz Veranlagung, verschont. Entwickeln sie doch einen Diabetes, wir dieser Typ-2a-Diabetes genannt.

Durch Überernährung und Adipositas wird eine Insulinempfindlichkeit verstärkt.

Aufgrund der vermehrten Nahrungsaufnahme wird mehr Glukose ins Blut resorbiert, wodurch die Bauchspeicheldrüse überbeansprucht wird, da sie verstärkt Insulin abgeben muss. Dies führt zur Erschöpfung der Beta-Zellen und bei genetischer Disposition führt es zu Diabetes mellitus Typ 2.

Die Symptome eines Typ 2 Diabetes sind sehr unspezifisch und entwickeln sich nach und nach, deshalb wird der Diabetes oft erst spät erkannt.

Herzinfarkt, Schlaganfall und Arteriosklerose sind Begleiterkrankungen und haben fatale Folgen.

Wird das metabolische Syndrom frühzeitig diagnostiziert, können die Begleiterkrankungen behandelt, hinausgezögert oder sogar verhindert werden.

Bei der Therapie wird versucht durch eine Gewichtsnormalisierung die Insulinresistenz abzubauen (Ernährung und Bewegung anpassen). Eventuell müssen auch blutzuckerwirksame Medikamente gegeben werden und eine Insulintherapie wird durchgeführt. Desweiteren ist eine Diabetesschulung für Betroffene unumgänglich.

Mit einer Ernährungstherapie werden folgende Ziele verfolgt:

  • Blutglukoseeinstellung optimieren
  • Ernährungsumstellung und regelmäßige Bewegung
  • Vermeidung / hinauszögern von Folgeschäden
  • Vermeidung von Begleiterkrankungen und akuten Komplikationen
  • Verbesserung des Wohlbefindens
  • gute Lebensqualität

Informationen zur Ernährung bei Diabetes mellitus Typ 2 finden Sie im Abschnitt Ernährung bei Diabetes.

Gestationsdiabetes

Unter Gestationsdiabetes versteht man eine Störung des Kohlenhydratstoffwechsels während der Schwangerschaft. Meist bildet sich diese Störung nach der Schwangerschaft zurück.

In der Folge entstehen Risiken für Mutter (Harnwegsinfekte) und Kind (Sterblichkeit vor und nach der Geburt). Diese können durch rechtzeitige Erkennung und Therapie weitgehen verhindert werden.

 

Ernährung bei Diabetes

Diabetes mellitus Typ 1

Pro Tag sollten etwa 10-20 Energieprozent Eiweiß zu sich genommen werden. Dies entspricht einer Menge von 80-100 g Eiweiß.

Beim Fett sollte man auf eine Gesamtzufuhr von 30-35 Energieprozent achten (davon: Gesättigte und Trans-Fettsäuren <10 %, Einfach ungesättigte FS 10-20 %, Mehrfach ungesättigten FS <10 %, Cholesterin <300 mg/Tag).

Tierische Fette (Speck, Schmalz, Butter) sollten gegen pflanzliche Fette (Öle wie Raps-, Sonnenblumen- oder Olivenöl) ausgetauscht werden, da diese reich an ungesättigten Fettsäuren sind. Lein-, Raps-, Walnussöl und Diätmargarine mit Raps- oder Walnussöl, enthalten Omega-3-Fettsäuren, die sich positiv auf die Blutfettwerte auswirken. Reich an Omega-3-Fettsäuren sind auch fettere Seefische wie Makrele, Lachs, Hering und Thunfisch.

Fettreiche Lebensmittel, bzw. Lebensmittel mit verstecktem Fett wie bestimmte Wurst- und Käsesorten, werden durch magere Sorten ersetzt.

Die Gesamtzufuhr bei den Kohlenhydraten liegt bei 45-60 Energieprozent. 40 g Ballaststoffe sollten pro Tag zu sich genommen werden, wovon möglichst die Hälfte lösliche Ballaststoffe sein sollten.

Bevorzugt werden sollten kohlenhydratreiche Lebensmittel die reich an Ballaststoffen sind, wie Gemüse, Hülsenfrüchte, Obst und Getreideprodukte. Außerdem sollte pektinreiches Obst wie Heidelbeeren, Äpfel oder Birnen verzehrt werden, sodass der Blutzucker langsam anstiegt.

Es gibt sogenannte Schätzwerttabellen oder Kohlenhydrataustauschtabellen (BE-/KHE-Tabellen).

Für die Blutzuckereinstellung ist die richtige Kohlenhydrateinteilung entscheidend, weshalb Lebensmittel in verschiedene Gruppen eingeteilt werden:

Lebensmittel mit Auswirkungen auf den BlutzuckerLebensmittel ohne Auswirkungen auf den Blutzucker
Hülsenfrüchte zusammen mit Gemüse verzehren, Frischobst, Kompott, Trockenobst und Saft, Brot, Backwaren, Kartoffeln, Getreideflocken, Milch, Milchprodukte, ZuckerQuark, Käse, Jodsalz, Senf, Blattsalat, Gemüse, Koch- und Streichfette, Pflanzenöle, Fleisch, Wurst, Fisch, Süßstoff

Schnelle Kohlenhydrate, wie sie sich in Cola oder Cornflakes befinden, sollten wenig verzehrt werden. Kohlenhydrathaltige Lebensmittel werden nach ihrer postprandialen blutzuckersteigernden Wirkung unterschieden, bekannt unter dem Glykämischen Index. Dieser Zahlenwert gibt an, wie schnell der Blutzuckerspiegel durch ein kohlenhydratreiches Lebensmittel ansteigt. Als Vergleich dient Traubenzuckern, der gleich 100 % gesetzt wird. (Kretschmar 2011)

GIBeispiele
90-100 %Malzzucker, Instant-Kartoffelpüree, Honig, gekochter Reis, Cornflakes, Cola
90-70 %Weißbrot, Graubrot, Knäckebrot, Kräcker, Weizenmehl, Biskuit, Plätzchen, Sandkuchen, Bier
50-70 %Haferflocken, Bananen, Salzkartoffeln, Haushaltszucker, Pumpernickel, Vollkornbrot, ungesüßte Obstsäfte
30-50 %Milch, Joghurt, Obst, Spaghetti, Hülsenfrüchte, Eiscreme
<30 %

Fruktose, Linsen, Bohnen, Sojabohnen

Falls zu berechnen: Gemüse, Nüsse, Frischkornmüsli

 (G.W. Schmeisl, Schulungsbuch für Diabetiker) (Kretschmar 2011)
Interpretation 
Wert zwischen 70-100 %Hoher Glykämischer Index (GI)
Wert 50-70 %Mittlerer GI
Wert < 55 %Niedriger GI
 (Kretschmar 2011)

Der Glykämische Index gilt nur für einzelne Lebensmittel, nicht für ganze Mahlzeiten. Die unterschiedlichen kohlenhydratreichen Lebensmittel einer Mahlzeit beeinflussen sich gegenseitig in ihrer Wirkung auf den Blutzuckerspiegel.

Faktoren, die die glykämische Reaktion beeinflussen:

  • Häufigkeit der Nahrungsaufnahme
  • Zusammensetzung der Lebensmittel
  • Zusammensetzung der Mahlzeit
  • Grad der Verarbeitung
  • Gehalt weiterer Makronährstoffe in der Nahrung
  • Individuelle Schwankungen abhängig von Tageszeit, Essgeschwindigkeit, Zerkleinerungsgrad der Nahrung

Der Glykämische Index hat nur eine geringe Aussagekraft. Neben dem Glykämischen Index, also dem Anstieg der Blutglukosekonzentration, nach Aufnahme von Kohlenhydraten, wird besonders Wert auf die Ausschüttung von Insulin gelegt, der sogenannten „glykämischen Last“. Die Ausschüttung des Insulins ist abhängig von der Art und Menge des Kohlenhydrats. Ausgewählte Lebensmittel sollten eine niedrige glykämische Last aufweisen.

Aus dem glykämischen Index und dem Kohlenhydratgehalt eines Lebensmittels berechnet sich die glykämische Last.

Alkoholische Getränke sind zusammen mit einer kohlenhydrathaltigen Mahlzeit, um einer Hypoglykämie vorzubeugen, in Maßen erlaubt. Sollten aber nur verzehrt werden, wenn dies ohne Gefahr für die Gesundheit möglich ist.

geeignete alkoholische Getränkeungeeignete Getränke
Trockener Wein (gelbes Weinsiegel bei deutschem Wein)Likör
trockener herber SektLieblicher Wein
sehr herber SektDessertwein (Portwein, Madeira)
Branntwein (Cognac, Rum, Arrak)Süße Obstweine
 Halbtrockener und süßer Sekt
 (Kretschmar 20011)

Ein Tipp für die Praxis: Es ist wichtig, dass man fettarme, schonende Garungsarten bevorzugt und 1- bis 2-mal wöchentlich Seefisch verzehrt.

Neben der Ernährung und Insulinanpassung, spielt auch die Bewegung eine wichtige Rolle und ist Bestandteil der Therapie.
Hier ist es wichtig, dass man das Sportprogramm zuvor mit dem behandelnden Arzt bespricht, damit es nicht zu sportbedingter Hypoglykämie kommt.

Diabetes mellitus Typ 2

Da Lebensstilfaktoren, wie die Aufnahme von zu viel Fett, Eiweiß und Kalorien, zu wenigen Ballaststoffen und zu wenig Bewegung, die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes fördern, muss an diesen Punkten die Umstellung der Ernährung umgesetzt werden.

An erster Stelle steht die energiereduzierte Ernährung. Die Aufnahme von tierischen Fetten (gesättigte Fettsäuren) muss eingeschränkt werden, damit eine Senkung des Blutglukosespiegels und eine Besserung der Insulinresistenz erreicht wird.

Weitere Empfehlungen für eine bedarfsgerechte Ernährung können Sie im Abschnitt Diabetes mellitus Typ 1 nachlesen.

Erreicht werden sollte langfristig eine Gewichtsreduktion von 5-10 %, desweiteren sollte die wöchentliche körperliche Aktivität eine Zeit von 150 min. beanspruchen, also 30 min. pro Tag. Die Ernährung sollte 15 g Ballaststoffe pro 1000 kcal enthalten. Der Gesamtfettanteil der Nahrung sollte bei maximal 30 % liegen und davon höchstens 10 % gesättigte Fettsäuren. Außerdem sollte man auf Nikotin und übermäßigen Alkoholgenuss verzichten.

Stellt sich keine Besserung ein, müssen Medikamente eingesetzt werden. (Kretschmar 2011)

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Die in Klammern ausgewiesenen Quellen finden Sie in unserem Literaturverzeichnis!