Hypertonie/ Bluthochdruck

In Deutschland sind etwa 55 % der Bevölkerung zwischen dem 35. und 75. Lebensjahr von Hypertonie (Bluthochdruck) betroffen. Die Dunkelziffer wird höher geschätzt, was zur Annahme führt, dass viele nicht wissen, dass ihr Blutdruck erhöht ist. Die WHO schätzt, dass 20 % der Todesfälle in Deutschland die Folge von Hypertonie sind.

Hypertonie liegt vor, wenn der Blutdruck über 140/80 mmHg ist (nach Riva-Rocci). In folgender Abbildung wird die Einteilung der Verlaufsform ersichtlich. 

KlassifizierungBlutdruckwerte in mmHg
Optimal und normal<120/80–<130/85
Hochnormal130/85–139/89
Hypertonie Grad 1 (milde Hypertonie)140/90–159/99
Hypertonie Grad 2 (mittel-schwere Hypertonie)160/100–179/109
Hypertonie Grad 3 (schwere Hypertonie)über 180/110
 (Kretschmar, 2011)

Die Klassifizierung erfolgte durch die World Health Organisation (1999).

Grundsätzlich werden zwei Formen der Hypertonie unterschieden, die primäre (essentielle) und die sekundäre Hypertonie. Die nachstehende Tabelle zeigt eine Gegenüberstellung beider Formen. 

 primäre Hypertoniesekundäre Hypertonie
Entstehungkeine organische Ursache,  Gründe für Entstehung weitgehend unbekannt

durch andere Erkrankungen, wie z.B. Nierenerkrankungen, Gefäßanomalien oder endokriner Drüsen,

durch Medikamente oder Schwangerschaft 
Annahme für EntstehungVorliegen einer erblichen Komponente, Engstellung der Arterien 
Begünstigende FaktorenÜbergewicht, Überernährung, hohe Kochsalzzufuhr, Alkoholabusus 
  (Kretschmar, 2011)

Eine genetische Disposition allein manifestiert keine Hypertonie, sondern z.B. die begünstigten Faktoren entscheiden, ob und wann ein Bluthochdruck entwickelt wird.

Gut untersucht ist die Beziehung zwischen Bluthochdruck und Übergewicht. Liegt Übergewicht und eine Überernährung vor, führt dies dazu, dass sich zu viel Insulin im Blut befindet (Hyperinsulinämie). Insulin fördert die Rückresorption von Natrium durch die Niere, wodurch sich Bluthochdruck entwickeln kann. Eine Hyperinsulinämie ist ein Risikofaktor für die Entstehung von Arteriosklerose. Vor allem bei Bauchfettansammlungen (androide Fettverteilung) entsteht Bluthochdruck.

Zu den Symptomen, die bei einer Hypertonie auftreten können, gehören Druckgefühl und Kopfschmerzen, ein gerötetes Gesicht, Müdigkeit, Leistungsabfall, Schwindel, Herzklopfen, Nasenbluten, Ohrensausen, Schmerz in der Herzgegend und Atemnot bei körperlicher Belastung.

Im Anfangsstadium verläuft die Hypertonie meist symptomlos, die Folgeerkrankungen dagegen sind drastisch. Linksherzinsuffizienz, Schädigung des linken Herzens (erhöhter Kraftaufwand), Lungenödem, Arteriosklerose, koronare Herzkrankheit und Gefäßrupturen sind einige der Folgeerkrankungen der Hypertonie.

Einer der wichtigsten Risikofaktoren für die Entstehung der Arteriosklerose und deren Folgen wie Herzinfarkt und Schlaganfall, ist der Bluthochdruck.

Bluthochdruck tritt meist zusammen mit einer weiteren Erkrankung des metabolischen Syndroms, Diabetes mellitus, Hyperlipoproteinämie und Übergewicht auf.

Eine Therapie sollte multidisziplinär ablaufen, d.h. es müssen Fachkräfte vorhanden sein, die sich mit den Themen Ernährungsberatung, Bewegungssteigerung, Stressmanagement, Raucherentwöhnung und Entspannungstraining auskennen.

Wandern, Walking, Nordic Walking, Laufen, Skilanglauf, Schwimmen und Radfahren sind einige günstige Sportarten bei Hypertonie. Welche Sportart für Sie die passende ist, sollten Sie mit Ihrem behandelnden Arzt absprechen. Körperliche Aktivität ist ein wichtiges Standbein der Therapie, da der Blutdruck signifikant gesenkt wird.

Ernährung

Mit Hilfe einer Ernährungstherapie sollen schwerwiegende Folgeerkrankungen vermieden bzw. hinausgezögert werden.

Folgende Ziele werden bei der Ernährungstherapie anvisiert:

  • Senkung des Körpergewichtes
  • Erhöhung der körperlichen Aktivität (regelmäßige Bewegung)
  • Optimierung der Kochsalz- und Kaliumzufuhr
  • Verbesserung der Ernährungsgewohnheiten

Ist die Kochsalzzufuhr hoch, sollte die Natriumzufuhr auf 6 g NaCL oder 2,4 g Na täglich eingeschränkt werden. Eine solche Einschränkung in der Ernährung nennt man „mäßig kochsalzarme Ernährung“.

Bei der Nährstoffrelation sollte man auf die Empfehlungen der DGE für eine vollwertige Ernährung zurückgreifen, d.h. 15 % Eiweiß, <30 % Fett, >55 % Kohlenhydrate. Ihre Ernährung wird von der Ernährungsberatung an diese Empfehlung angepasst. Liegen noch weitere Erkrankungen vor, muss die Ernährung auch an diese angepasst werden.

Bei einer Reduktionskost wird automatisch die Natriumzufuhr reduziert. Man sollte maßvoll mit Kochsalz umgehen und Gewürze und Kräuter als Alternative einsetzen.

Folgende Lebensmittel haben einen hohen Kochsalzgehalt:

  • Wurst (Hartwürste wie Salami)
  • geräucherte und gepökelte Lebensmittel, wie Schinken und Kassler
  • Käse, vor allem Schmelzkäse, Hartkäse, Edelpilzkäse
  • Fertigprodukte (Instantsuppen und Saucen)
  • Würzmittel wie Sojasauce, Rauchsalz, Ketchup, Worcestersauce
  • Fischwaren, insbesondere geräucherte und eingelegte Fische wie Makrele und Lachs (geräuchert), eingelegter Hering, Rollmops
  • pikantes Gebäck, z.B. Laugenbrezeln, Salzgebäck, Knabberartikel
  • gesalzene Nüsse
  • eingelegtes Gemüse, z.B. Mixed Pickles, Gemüsekonserven

Ernährungsempfehlungen

  • Bei der Auswahl von Mineralwasser sollte man auf den Zusatz „natriumarm“ achten.
  • Eine Ovo-lacto-vegetabile Kost, mit besonders viel Obst und Gemüse, wird für ein verbessertes Natrium-Kalium-Verhältnis empfohlen.
  • Verzicht auf Alkohol, wenn zuvor viel Alkohol zu sich genommen wurde. Geringe Mengen Alkohol wirken leicht blutdrucksenkend, doch die negativen Effekte von Alkohol auf andere Erkrankungen (metabolisches Syndrom) wiegen schwerer.
  • Verzehr von fettreichen Kaltwasserfischen wie Makrele, Hering, Lachs oder Thunfisch. Dadurch wird die Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren unterstützt.
  • Ölsäure, welche in Olivenöl und Rapsöl enthalten ist, hat einen positiven Effekt.
  • Auf einen geringen Kochsalz- oder Natriumgehalt achten (nicht mehr als 120 mg Natrium pro 100 g Lebensmittel, 7-2 mg Natrium pro 100 g Getränk).

In abnehmender Reihenfolge sind folgende Lebensmittel die Hauptquellen von Natrium: pikantes Gebäck, Wurst, Brot, Käse, Fischwaren.

Neben der ovo-lakto-vegetabilen Ernährung verzeichnet auch die sogenannte DASH-Diät positive Erfolge. Hierbei sollte ebenfalls vorwiegend Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Getreideprodukte verzehrt werden. Außerdem werden fettarme Milchprodukte, Geflügel, Fisch, Nüsse und geringe Mengen an rotem Fleisch, Süßwaren und süßen Getränken empfohlen.

Salz kann eingespart werden, in dem man Garmethoden wie Grillen, Braten oder Gratinieren anwendet. Fleisch und Fisch können mariniert werden. Beim Würzen von Lebensmitteln sollte man, anstelle von Salz, auf Kräuter und Gewürze zurückgreifen (geschmacksgebende Gemüse sind z.B. Zwiebeln, Porree, Sellerie und Möhren). Desweiteren können Öle mit Eigengeschmack zur Zubereitung von Salaten und anderen Speisen verwendet werden. Samen, Croutons oder Zwiebeln können auch zur Verbesserung des Geschmacks von Speisen eingesetzt werden. Beim Brot kann auch Salz eingespart werden, wenn man es selber backt, da man dann einen Einfluss auf die Salzmenge hat.

Im Folgenden eine kleine Übersicht über geeignete, bedingt geeignete und nicht geeignete Lebensmittel bei Erkrankungen von Herz und Kreislauf. (Kretschmar, 2011)

Geeignete Lebensmittelbedingt geeignete Lebensmittelnicht geeignete Lebensmittel
Diätmargarinen, Butter, Öle  
Fleisch, Fisch, Geflügel, Eier Pökelwaren, Schinken, Wurstwaren, Fischkonserven, geräucherte Fische, gebeizter Lachs
Kartoffeln, Gemüse, Hülsenfrüchte 

Kartoffelprodukte, insbesondere Fertigprodukte

Gemüse in Dosen, Oliven, Kapern, Ketchup, Senf, Gewürzmischungen, Selleriesalz, Knoblauchsalz o.ä., vegetarische Pasten
Getreide und -produkte, Teigwaren wie Haferflocken, Grieß, Stärke  
Milch und MilchprodukteKondensmilch, Milchpulver, Käse 
Obst, Säfte, Obstkonserven, ungesalzene Nüsse gesalzene Nüsse
Zucker, Süßwaren, Konfitüre, Honig, Schokolade, Kakao Knabberartikel, wie Chips, Kräcker
  Alle Fertigprodukte und -gerichte z.B. Saucen, Suppen, tiefgekühlt oder in Konserve
  (Kretschmar, 2011)


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 Die in Klammern ausgewiesenen Quellen finden Sie in unserem Literaturverzeichnis.

 

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